SA | 07.09.02 | 12:25 14:25 19:00 22:35 |
Flug Zürich - Amsterdam Ankunft Amsterdam Abflug Amsterdam Ankunft Helsinki Übernachtung in Helsinki |
Niederlande Niederlande Niederlande Finnland Finnland |
SO | 08.09.02 | 15:00 16:45 23:00 |
Abfahrt Fähre nach Tallinn Ankunft Tallinn Abfahrt Express Bus nach St. Petersburg |
Finnland Estland Estland |
MO | 09.09.02 | 07:00 | Ankunft St. Petersburg Baltic Station. Transfer zu Nadja u. Victor St. Petersburg - Stadtbesichtigung |
Russland |
DI | 10.09.02 | 23:55 |
St. Petersburg Stadtbesichtigung Abfahrt Zug Nr. 1 nach Moskau |
Russland |
MI | 11.09.02 | 07:55 | Ankunft Zug Nr. 1 in Moskau Transfer zum Hotel Rossja Stadtbesichtigung |
Russland |
DO | 12.09.02 | Moskau - Stadtbesichtigung | Russland | |
FR | 13.09.02 | 23:30 |
- Stadtbesichtigung Abends Transfer zum Jaroslawer Bahnhof Abfahrt mit Transsib Zug Nr. 10 nach Taischet (Sibirien) |
Russland |
SA | 14.09.02 | Im Zug | Russland | |
SO | 15.09.02 | Im Zug | Russland | |
MO | 16.09.02 | 21.17 | Ankunft Zug Nr. 10 in Taischet (Sibirien) Transfer nach Birjusa (ca. 15 km) Übernachtung bei Familie in Birjusa |
Russland |
DI | 17.09.02 | Rundgang im Dorf, Wanderung durch die Taiga | Russland | |
MI | 18.09.02 | 22:35 |
Schifffahrt auf dem Birjusa durch unberührte herbstliche Taiga-Wälder Abends Transfer zum Bahnhof Abfahrt mit Transsib Zug Nr. 88 nach Irkutsk |
Russland |
DO | 19.09.02 | 09:35 14:30 |
Ankunft Zug Nr. 88 in Irkutsk Transfer zum Busbahnhof Busfahrt nach Listwjanka am Baikalsee Unterkunft bei einer Familie |
Russland |
FR | 20.09.02 | Aufenthalt in Listwjanka Unterkunft bei Familie |
Russland | |
SA | 21.09.02 | Mit dem Auto von <a href="reiseangebote/russland/baikalsee-region/listwjanka/">Listwjanka</a> nach Olchon Übernachtung in Chuschir bei Nikita und seiner Familie |
Russland | |
SO | 22.09.02 | Insel Olchon (Baikalsee) Übernachtung in Chuschir bei Nikita und seiner Familie |
Russland | |
MO | 23.09.02 | Insel Olchon (Baikalsee) Übernachtung in Chuschir bei Nikita und seiner Familie |
Russland | |
DI | 24.09.02 | 07:00 15:00 |
Rückfahrt per Bus nach Irkutsk Ankunft in Irkutsk Transfer zu Nelly und Volodja |
Russland |
MI | 25.09.02 | Stadtbesichtigung Irkutsk | Russland | |
DO | 26.09.02 | 20:27 |
Stadtbesichtigung Irkutsk Abfahrt mit Transsib Zug Nr. 264 nach Ulan Bator (ohne Speisewagen!) |
Russland |
FR | 27.09.02 | Im Zug | Russland | |
SA | 28.09.02 | 05:50 | Ankunft in Ulan Bator Letzte Checks vor der Mongolei-Tour Evt. am Abend Besuch eines Folklore-Konzertes |
Mongolei |
SO | 29.09.02 | Abfahrt in den Süden zu einer Nomadenfamilie Reiten und Übernachtung bei den Nomaden |
Mongolei | |
MO | 30.09.02 | Lange Fahrt weiter südlich in die Gobi Wüste Übernachtung im Zelt bei einer Nomadenfamilie |
Mongolei | |
DI | 01.10.02 | Weiterfahrt in die Gobi Wüste. Besuch der Dinosaurier-Ausgrabungsstätte und des Eagle Valleys, etc. | Mongolei | |
MI | 02.10.02 | Weitere Erkundungstouren in der Gobi | Mongolei | |
DO | 03.10.02 | Weiterreise in nordwestliche Richtung (Kharkhorin). Übernachtung bei Nomadenfamilie. | Mongolei | |
FR | 04.10.02 | Ankunft in Kharkhorin, Besichtigung der Ruinenstädte und Besuch des Klosteres Erdene Zuu. | Mongolei | |
SA | 05.10.02 | Ganzer Tag Rückfahrt nach Ulan Bator. Ankunft spät in der Nacht. | Mongolei | |
SO | 06.10.02 | Ulan Bator und Umgebung | Mongolei | |
MO | 07.10.02 | Ulan Bator und Umgebung | Mongolei | |
DI | 08.10.02 | Ulan Bator und Umgebung | Mongolei | |
MI | 09.10.02 | Ulan Bator und Umgebung | Mongolei | |
DO | 10.10.02 | 08:50 | Abfahrt mit Transsib Zug Nr. 24 nach Peking | Mongolei |
FR | 11.10.02 | 18:11 | Ankunft Zug Nr. 24 in Peking Übernachtung in Jugendherberge Bejing Far East |
China |
SA | 12.10.02 | Stadtbesichtigung Peking (Grosse Mauer, etc.) Übernachtung in Jugendherberge Bejing Far East |
China | |
SO | 13.10.02 | 18:08 |
Stadtbesichtigung <a href="reiseangebote/china/peking/">Peking</a> Abfahrt Zug Nr. T13 nach Shanghai |
China |
MO | 14.10.02 | 08:08 | Ankunft Zug Nr. T13 in Stadtbesichtigung Shanghai Übernachtung in Jugendherberge Captain Hostel |
China |
DI | 15.10.02 | 12:00 | Abfahrt der Fähre von Shanghai nach Osaka | China |
MI | 16.10.02 | Auf dem Schiff | Japan | |
DO | 17.10.02 | 11:00 | Ankunft der Fähre in Osaka Weiterreise Richtung Kyoto |
Japan |
FR | 18.10.02 | Besichtigung Kyoto | Japan | |
SA | 19.10.02 | Kyoto - Tokyo mit Abstechern je nach Wetter (Fujji u. Hakone, Besuch onsen) | Japan | |
SO | 20.10.02 | Weiterreise nach Tokyo + Stadtbesichtigung Übernachtung New Koyo Hotel |
Japan | |
MO | 21.10.02 | Stadtbesichtigung Tokyo Übernachtung New Koyo Hotel |
Japan | |
DI | 22.10.02 | 10:25 15:10 16:10 17:40 |
Abflug ab TOKYO Narita Airport mit KLM KL862 Ankunft in Amsterdam Abflug Amsterdam mit KLM/KL1963 Ankunft Zürich |
Japan Niederlande Schweiz |
Die Idee
Die Durchquerung des asiatischen Kontinentes mit der Transsibirischen Eisenbahn ist ein langjähriger Traum von uns. Seit dem Jahr 2000 sind wir am Ausarbeiten der Reiseroute und Zusammentragen von Informationen.
Die Idee ist, in verschiedenen Etappen rund um die Welt zu reisen - das Projekt Trans-Asia ist einer der grössten Puzzlesteine zur Verwirklichung dieses Vorhabens.
Um die bereits bereisten Gebiete miteinander zu verbinden, verläuft unsere Route auch ein bisschen anders als es eigentlich auf einfachere Art und Weise möglich wäre.
Die Route der Transsibirischen, respektive Transmongolischen Eisenbahn ist nur ein Teil unserer rund 12'000 Kilometer langen Reise bis in den Fernen Osten.
Im weiteren werden wir mit den üblichen öffentlichen Verkehrsmitteln (Busse, Züge) reisen, gewisse Strecken aber auch per Geländewagen oder Pferd erkunden, und zum Teil auch auf Fährschiffen unterwegs sein.
Die Planung dieser Reise nimmt enorm viel Zeit in Anspruch, da wir nicht "open end" gehen können und deshalb darauf angewiesen sind, zu einem bestimmten Zeitpunkt am anderen Ende des asiatischen Kontinentes anzukommen.
Dazu kommt die Tatsache, dass Individualreisen in Russland immer noch eher die Ausnahme bedeuten und es sehr schwierig ist für Touristen, zu einem "normalen" Preis und innert nützlicher Frist Zugtickets zu bekommen oder eine akzeptable Unterkunft zu finden.
Eine weitere Besonderheit und eines der grossen Highlights dieser Reise stellt auch die Mongolei dar, wo es fast keine Strassen oder Pisten gibt und es auch nicht möglich ist, ein Auto zu mieten und selber zu fahren. Die geographischen Begebenheiten sowie die Bestimmungen des Landes sind so auferlegt, dass man ein Fahrzeug nur mit einem Fahrer mieten kann. Natürlich gäbe es auch da wieder Mittel und Wege, diese Bestimmungen zu umgehen, doch macht dies in unserem Fall nicht wirklich Sinn. Für uns hat diese Art des Reisens sogar einen grossen Vorteil, so dass wir auf diese Weise der Bevölkerung viel näher kommen können, einen Einblick in das Leben der Nomaden erhalten sie besser verstehen werden, als wenn wir alleine durch das riesige Land fahren würden. Busverbindungen existieren in der Mongolei ebenfalls nur zwischen den grösseren Ortschaften, dort wo es aber wirklich interessant ist, kommt man so nicht hin. All diese Punkte haben uns dazu bewogen, die Mongolei mit einem lokalen Fahrer und Führer zu besuchen.
In China und Japan stellen Individualreisen auf eigene Faust dann schlussendlich kein grosses Problem mehr dar - die einzige Schwierigkeit besteht nur noch darin, zur rechten Zeit ein Schiff von Shanghai nach Osaka zu finden (Überfahrt 48 h).
Wir werden Euch auf diesen Seiten nun stets auf dem Laufenden halten und hoffen, dass wir Euch damit ein bisschen animieren können!
Start geglückt!
Wir sind bereits in Moskau angekommen und sitzen im Hotel Rossja vor dem Fenster mit einem herrlichen Ausblick auf den nächtlich beleuchteten Kreml.
Aber wir wollen nicht vorgreifen, sondern Euch zuerst unsere ersten Eindrücke und Erlebnisse von unserem ersten Teil der Reise näher bringen. Am 7. September sind wir via Amsterdam nach Helsinki geflogen, welches uns nachts um halb elf schon ziemlich verschlafen empfing. Nur der Taxi-Chauffeur sorgte für Stimmung und brachte uns mit seinem Sammeltaxi zum Jugendhotel am Hafen. Bisher hatten wir nicht so gute Erfahrungen mit solchen Unterkünften gemacht, doch hier waren wir erfreulich überrascht.
Alles war gepflegt und hübsch, und das Frühstücksbuffet reichte aus, um uns den ganzen Tag nicht mehr hungern zu lassen. Unsere erste Etappe auf dem Landweg führte auf einer rund zweistündigen Fahrt mit einem Schnellboot über die Baltische See nach Tallinn, welches als offizieller Startpunkt für unsere "Trans-Asia-Expedition" galt. Obwohl wir die Hauptstadt Estlands aus einer früheren Reise kannten, waren wir etwas erstaunt, wie gross doch der Unterschied zu Helsinki ist. Auf der letzten Reise nach Tallinn empfanden wir die Stadt als recht fortschrittlich und sehr westlich orientiert, wohl weil wir die Wochen zuvor durch viel ärmere Gegenden gereist waren. Doch nun stellten wir fest, dass es noch Jahre dauern wird, bis Tallinn und wohl überhaupt ganz Estland den Standard erreicht, den es mit allen Mitteln anstrebt.
Mit einiger Mühe fanden wir schlussendlich den weit in einem Aussenviertel gelegenen Busbahnhof, von wo wir mit dem Nachtbus nach St. Petersburg fuhren. Wir waren die einzigen Touristen. Auf der Passagierliste befanden ausser uns nur Russen. Die Fahrt verlief sehr ruhig und friedlich, einzig die schlechten Strassenzustände raubten uns stundenlang den ersehnten Schlaf.
Dann war da auch noch unsere Aufregung wegen dem Grenzübertritt. Wird das gut gehen, wenn wir mit einem ganzen Bus voller Russen mitten in der Nacht an der russischen Grenze auftauchen? Hoffentlich müssen die anderen Leute nicht wegen uns unnötig warten - oder womöglich lassen sie uns gleich am Zoll stehen und fahren ohne uns weiter?
Morgens um 3 Uhr wussten wir mehr. Wir waren nämlich bereits als Touristen in Russland eingereist. Ich konnte es kaum glauben, wie rasch dieser Grenzübertritt von statten ging. Eine halbe Stunde nahm die Ausreise aus Estland in Anspruch, und nur eine weitere halbe Stunde dauerte die Abfertigung eines ganzen Autobusses mit 50 Leuten inkl. Gepäck an Bord! Alle Passagiere mussten aussteigen, das ganze Gepäck ausladen, durch die Personenkontrolle hindurchgehen und danach das Gepäck vorzeigen. Nicht, das ihr jetzt denkt, dass irgendjemand in die Koffer und Taschen reinschaute. Nein, am Zoll gab es ein Röntgengerät wie am Flughafen, dort ging das Gepäck durch und war in 1 Minute kontrolliert!
Nadja's Mann Victor ist zur Zeit im Ausland, er ist als Filmregisseur tätig und gerade auf Krim an einem Filmfestival engagiert. Mitten in St. Petersburg hat er ein kleines Atelier, das ihm und seiner Frau genug Geld zum Leben einbringt. Amüsiert sind wir über den alten Computer in Nadja's Wohnzimmer, auf dem Windows 98 auf russisch mehr schlecht als recht läuft. Obwohl sie ein "Freiticket" von 100 Stunden gratis Internet zur Verfügung hat, bringt sie mit dem Internet Explorer 2.0 kaum eine Seite richtig zum Anzeigen.
Die zwei Tage in St. Petersburg vermittelten uns viele neue Eindrücke, die es nun zu verarbeiten galt. Nur schon die Fahrt mit der Metro war ein Abenteuer für sich, wenn man mit einer Tabelle in der Hand die kyrillischen Buchstaben in deutsche umwandeln musste. Doch wir lernten schnell, und die Hälfte des kyrillischen Alphabetes konnten wir nach zwei Tagen St. Petersburg bereits ohne Hilfe entziffern.
Neben dem Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie z. B. dem Winterpalast des Zaren oder der Isaak-Kathedrale, von deren Aussichtsplattform man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt geniessen kann, war vor allem die "private" Bootsfahrt mit dem Kapitän eines kleinen Holzschiffes und seiner Familie auf den Kanälen der Stadt ein Highlight unseres Besuches. Es fanden sich einfach keine anderen Touristen, die mitfahren wollten, und als wir lange genug gewartet hatten und dem Kapitän noch ein kleines Trinkgeld gaben, fuhr er mit uns alleine los. Abseits der üblichen Routen, die Neva hinauf bis zum Hafen, in dem die heruntergekommensten Schiffe ankerten, die wir je gesehen hatten. Die Werften und Fabrikhallen auf dem Hafengelände stammen aus der Vorkriegszeit und nach Sonnenuntergang wäre es hier wohl nicht mehr so gemütlich...
Wir entdeckten St. Petersburg hinter den Kulissen. Abseits der gepflegten Herrschaftspaläste, wir fuhren dorthin, wo das Geld noch nicht gereicht hat, um die Häuser zu renovieren.
Es ist schon nach Mitternacht und wir legen uns bald einmal in den Kajütenbetten des Zugabteiles nieder. Als wir wieder erwachen, sind wir bereits 700 Kilometer weitergekommen und der Zug fährt in Moskau ein. Die Stadt ist noch um einiges eindrücklicher als St. Petersburg. Wir wohnen im Hotel Rossja, einem der grössten Hotels in Europa mit 6000 Betten. Von unserem Zimmer blicken wir direkt auf den Kreml - der entgegen aller Befürchtungen nicht im Smog verschwunden ist! Der erste Tag in Moskau ist zwar ziemlich bewölkt, doch bereits am Nachmittag reisst die Wolkendecke auf und wir geniessen von da an herrlichen blauen Himmel und Sonnenschein. Die Temperaturen sind allerdings ziemlich frisch und unsere warmen Kleider kommen hier zum ersten Mal zum Einsatz.
Nach einigem Hin- und Her schaffen wir es schliesslich, genau am 11. September den Kreml von Innen zu besichtigen. Wir sind einfach überwältigt von soviel Schönheit und Reichtum. Es gibt unzählige Kathedralen mit goldenen Dächern, inwendig mit wertvollen Ikonen und Bildern bestückt, verschiedene Ausstellungen, unter anderem die Schätze Russlands wie zum Beispiel die Kronen und Gewänder der Zaren und Adelsleute aus dem vorigen Jahrhundert. Aber auch die Residenz des Präsidenten können wir von aussen bewundern sowie das Haus des Senats und das riesige Kongress- und Veranstaltungszentrum, welches sich innerhalb der Kremlmauern verbirgt. Fasziniert sind wir auch von der Wachzeremonie beim Grab des Unbekannten Soldaten, wo das ewige Feuer seit dem letzten Weltkrieg nie mehr erloschen ist. Wir können die Wachablösung miterleben und sogar fotografieren.
Einziger Nachteil ist, dass wir nur einen Rucksack dabeihaben und keinen Lastwagen, um all die schönen Sachen einzukaufen und mit nach Hause zu nehmen! Wir haben noch einen weiteren Tag Zeit, um Moskau in uns aufzunehmen, dann geht die Reise weiter mit der Transsibirischen Eisenbahn Richtung Osten. Unser nächster Stopp wird mitten in der Taiga liegen, ob wir uns da allerdings per E-Mail melden können, ist mehr als fraglich. Sicherlich werdet Ihr von Irkutsk aus wieder etwas von uns hören, bis dahin wünschen wir Euch eine gute Zeit - und wenn ihr mal nicht wisst, wohin fahren, denkt daran - Moskau ist auf jeden Fall eine Reise wert!
In diesem Sinne herzliche Grüsse aus dem Herzen Russlands
Nicole & Andi Baumann
Viel früher als nach Fahrplan trafen wir in St. Petersburg ein, wo uns Wolodja vom Busbahnhof abholte und zu unserer "Gastmutter" Nadja am anderen Ende der Stadt chauffierte. Das Haus, indem Nadja wohnte, sah von aussen ziemlich heruntergekommen aus. Die Haustüre konnte man nur mit einem speziellen Sicherheitscode öffnen, die Wohnungstüre bestand ebenfalls aus zwei Teilen und mehreren Schlössern. Ihre Wohnung hingegen war ein richtiges Bijou - sie und ihr Mann sind ein Künstlerehepaar und alles ist so liebevoll eingerichtet, dass wir hier ohne weiteres mehrere Wochen hätten verbringen können.
Nadja ist eine sehr gepflegte Frau mittleren Alters, die zu Sowjetzeiten als Ingenieurin für den Staat gearbeitet hat. Mit der Perestrojika war allerdings auch ihr Job überflüssig und sie lebt seit dieser Zeit ohne neue Arbeit. Ihre Wohnung ist ihr Privateigentum und kostet sie mit Bankzinsen und Nebenkosten jetzt jeweils rund 20 U$ pro Monat. Wir hatten uns die russischen Wohnungen bisher immer als ein kleines Zimmerchen vorgestellt, in welchem 5 - 6 Leute eingepfercht zusammenleben, doch diejenige von Nadja ist genau das Gegenteil.
Sie hat ein grosses Wohnzimmer mit einem kleinen Balkon, eine geräumige Wohnküche und ein ebenfalls grosses Gästezimmer mit zwei Betten, einem Pult und einem Sofa. Überall hat es viele Bilder, welche sie selber gemalt hat, und viele russische Bücher. Alles passt zusammen, die Teppiche, die Bettüberzüge, die Vorhänge, selbst die frischen Blumen, die in jedem Raum stehen, reihen sich in das Gesamtbild dieser hübschen Wohnung.
Natürlich zeigte der Kapitän uns auch die schönen Seiten seiner Stadt, auf welche jeder St. Petersburger wahnsinnig stolz ist. Das ist einmal die Eremitage, der Winterpalast des Zaren, mit seinen immensen Kunstschätzen, die den Vergleich mit dem Louvre nicht im Geringsten zu scheuen brauchen. Da sind die rund 300 grossen und kleinen Brücken mit ihren glorreichen Verzierungen, oder auch die Admiralität und die Isaak-Kathedrale mit ihrer goldenen Kuppel. Auf der anderen Seite der Neva befindet sich die Peter und Paul Festung, von wo aus Peter der Grosse die Stadt vor rund 300 Jahren aufgebaut hat. Auch unter dem Nevski Propsekt, der wichtigsten Flaniermeile und Einkaufsstrasse der Stadt, ging unsere Fahrt hindurch, bis wir - vom kalten Wind trotz Wolldecke schon halb verfroren am späten Nachmittag unseren Ausgangspunkt erreichten. Ein gelungener Ausflug und für den Kapitän und seine Familie mindestens ein bisschen Einkommen am heutigen Tag.
Dann heisst es Abschied nehmen. Wolodja ist eingetroffen - unsere Reise geht weiter. Nadja schien ein bisschen traurig zu sein, dass wir schon wieder gehen. Ihr Mann Victor ist noch nicht von seiner Arbeit im Ausland zurück und wir hatten ihr doch ein bisschen Gesellschaft leisten können. Wir müssen nach vorne blicken, unser Zug wartet bereits am Moskauer Bahnhof in St. Petersburg. Die Aufregung ist gross. Das ist nun also unsere erste Reise mit dem Zug in Russland. Der sogenannte "Red Aero" fährt regelmässig zwischen St. Petersburg und Moskau hin und her. Nachdem unsere Tickets und Pässe kontrolliert wurden, dürfen wir einsteigen. Der Zug ist ein richtes Bijou, wie der Orient-Express sieht er aus. Es gibt rote Teppiche im Gang und weisse und rote Vorhänge an den Fenstern. Sogar auf dem kleinen Tisch im Abteil ist ein rotes Tischtuch und die Betten sind schön bezogen. Auf dem Tisch stehen Lunchpakete für die nächtliche Fahrt. Dort drin hat es Knäckebrot und Le Parfait, Streichkäse und Butter, Raffaelo und Jogurth, Kaffeepulver und Teebeutel, Zucker und Zahnstocher. Kaum ist der Zug abgefahren, kommen verschiedenste Damen mit Körbchen vorbei, in denen sie Lebensmittel zum Verkauf anbieten. Eine Dame läuft mit riesigen Kaviarbrötchen und Vodka hindurch, den wir allerdings dankend ablehnen.
Moskau ist eine wunderschöne Stadt, wo man hinschaut findet man herrliche alte Häuser, die über und über mit Stukkaturen verziert sind und in verschiedensten Farben leuchten. Es gibt im Grossraum des Zentrums keine versteckten schmutzigen Hinterhofgassen, alles ist gepflegt und sauber. Überall wird gebaut und renoviert und verschönert, der innere Ring der Stadt ist mehrheitlich fertig restauriert, je weiter weg vom Zentrum man kommt, desto mehr Baustellen gibt es. Es hat viele Fussgängerzonen, in denen sich ein Strassencafé ans nächste ansiedelt, daneben gibt es unzählige Boutiquen, die nur die schönste und beste Mode verkaufen. In der Arbat Strasse, der beliebtesten Fussgängermetropole, trifft man dann auch auf viele Handwerker, Künstler und Souvenirhändler, die ihre Erzeugnisse den willigen Käufern anbieten.
Mit der Metro fahren wir weiter an den Stadtrand hinaus und entdecken ein Stück Moskau, das uns zeigt, wie die Durchschnittsbevölkerung lebt. Aber selbst da sind die meisten Häuser in gutem Zustand, es gibt zwar einige Plattenbauten aus der Sowjetzeit, aber ansonsten ist es nicht schmuddelig oder unheimlich, wie man das oft glaubt bei uns. Was uns besonders gut gefällt ist ein Markt, wo die Einheimischen einkaufen gehen. Lauter kleine Markthäuschen gibt es dort, in denen von Fleisch über Früchte und Kaviar bis hin zu Autobatterien und neuen Reifen einfach alles angeboten wird, was der Mensch so zum Leben braucht. Die Preise liegen weit unter denen in der Stadt und es macht Spass, das ganze anzusehen.
Auf nach Sibirien! (21.09.2002)
An unserem letzten Tag in Moskau fuhren wir mit der Metro hinaus zum Gorki-Park, eine Anlage aus der Sowjetzeit, spazierten dem Ufer der Moskva entlang durch einen Kunsthandwerkermarkt und besuchten schlussendlich auch noch eines der ältesten Viertel der Stadt, Kitay Gorod, das frei übersetzt China Town heisst.Nach einem letzten Rundgang auf dem Roten Platz und seinen in der Nacht herrlich beleuchteten Prachtbauten, holte uns unser Transferfahrer beim Hotel Rossja ab und brachte uns zum Jaroslawer Bahnhof. Hier trafen wir auch unsere zukünftigen Reisekumpanen, Claudia und Michael aus Ulm, mit denen wir die nächsten Tage verbringen werden. Obwohl es mitten in der Nacht war, herrschte reger Betrieb auf dem Bahnsteig. Alle waren ziemlich aufgeregt - wie wird sie sein, unsere erste Zugfahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn? Eine Etappe von drei Tagen stand uns bevor, bis wir in der sibirischen Kleinstadt Taischet ankommen werden.Dann fuhr der Zug ein. Es war die Nummer 10, genannt "Baikal". Es soll einer der besten Züge des Landes sein und verkehrt regelmässig zwischen Moskau und Irkutsk, einer Strecke von 5191 Kilometern. In jedem Wagen fahren auf dieser langen Strecke zwei Zugbegleiterinnen mit, die sich im Dienst abwechseln können und für das Wohl der Gäste und die Ordnung und Sauberkeit zuständig sind. In der zweiten Klasse reisen vier Passagiere gemeinsam in einem Abteil, und wir waren alle froh, dass wir ganz gut zusammenpassten. Da waren andere Touristen, die alleine reisten mit Russen im Zug, und sich auf der ganzen Fahrt nicht verständigen konnten. Eine andere Story, die wir hörten, war von zwei Frauen, welche die halbe Nacht von einem Typen belästigt worden sind, und in einem anderen Abteil wurden sogar Geld und Papiere gestohlen. Wir hatten es gut und richteten uns gemütlich ein. Man bekam für ein paar Rubel sogar frische Bettwäsche und ein Handtuch, das wie unsere Geschirrtücher aussah, aber dennoch ganz praktische Dienste leisten konnte.
Um 23.30 Uhr war dann der grosse Moment. Der Zug fuhr aus dem Jaroslawer Bahnhof hinaus in das grosse weite Russland. Bis Irkutsk, am Baikalsee gelegen, wird er fünf Zeitzonen durchfahren, bis hinüber nach Wladiwostok sind es sogar sieben. Jeden Tag muss man die Uhr wieder eine Stunde vor stellen.
Für uns hiess es jetzt erst einmal ein paar Stunden zu schlafen. Das war gar nicht einmal so einfach, wenn man sich noch nicht an das Rütteln und Schütteln auf den teilweise holprigen Streckenabschnitten gewöhnt hat. Doch mehr oder weniger erwachten wir alle am nächsten Morgen ziemlich ausgeruht. Leider hatte ich allerdings wohl in Moskau irgendetwas aufgelesen und mir war die ganze Zeit furchtbar übel und ich hatte auch grausamen Durchfall, was mir sonst eigentlich noch nie passiert ist. Komischerweise ist es Andi am Tag zuvor genauso ergangen. Das Schütteln und Rütteln des Zuges trug nicht gerade dazu bei, dass ich schnell wieder auf die Beine gekommen wäre. Gottseidank konnte ich den ganzen Tag liegen und schlafen, während die anderen die Zeit mit diskutieren und rumlaufen, aber auch einfach mit nichts tun verbrachten.
Verpflegen konnten wir uns während der Reise entweder im Speisewagen oder direkt von den Babuschkas - den Grossmüttern die an allen Bahnhöfen stets die verschiedensten Köstlichkeiten anboten. Ich glaube, vor allem diese Stops machen - neben der wunderbaren Landschaft - den Reiz einer Transsibirien Reise aus.
Die Zeit im Zug verging eigentlich relativ rasch. Man sitzt einfach da und schaut aus dem Fenster, wo die sibirische Landschaft wie ein Film vor einem abläuft. Bereits in der zweiten Nacht hatten wir den Ural durchquert und die Grenze zu Asien überschritten. Und an dieser Stelle beginnt Sibirien, ein riesiges Gebiet, nur spärlich besiedelt und teilweise noch völlig unentdeckt geblieben bis in die heutige Zeit.
Abends um halb zehn des dritten Tages erreichten wir Taischet, eine kleine Eisenbahnerstadt, wo wir den Zug verliessen. Aleksej erwartete uns schon. Wir fuhren mit ihm nach Birjusa, wo wir das echte Sibirien abseits der Touristenpfade kennenlernen wollten. Es war schon empfindlich kalt geworden und hatte fast den ganzen Tag geschneit. Wir mussten uns erst noch daran gewöhnen, war es doch im Zug immer wunderbare 25° C.
Der nächste Tag begann mit einem üppigen Frühstück, das man hier in der Kälte wahrhaftig gebrauchen konnte. Igor, ein deutschsprachiger Einheimischer, zeigte uns heute das Dorf. Es besteht aus vielen hübschen Holzhäuschen mit grossen Gärten. Die 600 Einwohner sind fast ausschliesslich Selbstversorger und mit dem Bau der Eisenbahn hier hergekommen. Am Nachmittag spazierten wir gemeinsam durch die Taiga, es war bitterkalt und wir fragten uns, warum wir wohl ausgerechnet nach Sibirien gekommen sind. Acht Monate im Jahr herrscht hier Winter und wie es aussah, hatte er nun bereits begonnen.
Unsere Motivation stieg allerdings erheblich, als Aleksej und Tanja die Banja für uns in Betrieb nahmen. Banja ist eine russische Sauna mit einem Holzofen, auf dem heisses Wasser gemacht und Dampf produziert wird. Endlich konnten wir uns nach Lust und Laune waschen und der sibirischen Kälte trotzen in dem schönen heissen Holzhüttchen drin. Alle waren glücklich und zufrieden über diese Wohlt
Am nächsten Morgen holte uns Gregor ab. Andi und ich wollten eine Bootsfahrt auf dem Birjusa machen. Michael und Claudia entschlossen sich spontan, auch mitzukommen. Nach einer halsbrecherischen Fahrt mit dem russischen Geländewagen erreichten wir gegen Mittag den Fluss, wo das Motorboot schon auf uns wartete.
Der Kapitän, ein erfahrener älterer Mann, kennt den Fluss wie kein anderer. Früher hat er für die Holzfabrik gearbeitet und Baumstämme durch den Fluss befördert. Heute hilft er mal da und mal dort mit Spezialtransporten, der Fluss wird nicht mehr von grösseren Schiffen befahren. Die restliche Zeit verbringt er am liebsten mit Jagen. Wir fuhren mit dem Stahlboot flussaufwärts. Die Strömung ist relativ stark, doch für den Motor mit 870 PS kein Problem. Schlimmer sind die Untiefen, die jedes Jahr anderswo liegen. Zum Teil beträgt der Wasserstand nur 20 cm, die reichen müssen, um mit unserem Boot rüberzufahren. Überall gibt es Sandbänke und Inseln, der Fluss verzweigt in ein Wirrwarr aus Nebenarmen, und wir waren froh um unseren fachkundigen Kapitän, der uns sicher durch all diese Risiken navigierte.
Nach guten 2 Stunden Fahrt flussaufwärts legten wir in der sogenannten Sibirischen Schweiz an, um zu picknicken. Die Taiga zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Die Laubbäume leuchteten allesamt schon in ihren prächtigsten herbstlichen Farben, dazwischen blühten in der Heidelandschaft immer noch alle möglichen Blumen, über den Fluss flogen Scharen von Wildenten und wir wärmten uns am romantischen Lagerfeuer. Einzige Störung in dieser Idylle waren die vielen Mücken, die gerade darauf gewartet haben, dass hier endlich mal wieder jemand vorbeikommt.
Gegen Abend fuhren wir noch ein kleines Stück flussaufwärts, dann traten wir die Rückfahrt nach Birjusinsk an, wo Gregor uns schon erwartete. Mit einigen Abstechern machten wir uns auf die Rückfahrt mit dem Geländewagen. Gregor fragte, was wir wollten: Den kürzeren Weg über eine alte Piste, die gerade recht sei, um den Geländewagen zum Einsatz zu bringen, oder die längere Strecke über den Asphalt. War natürlich klar, dass wir uns einstimmig für die Piste entschieden. Diese führte dem alten Bahntrasse der Transsib entlang, welches aus der Zarenzeit stammte. Die Piste wurde immer schrecklicher, wir hatten zwar noch unseren Spass, aber als Andi und ich nur einen Bruchteil einer Sekunde unaufmerksam waren und uns nicht festhielten, knallten wir so stark mit den Köpfen an das Fahrzeugdach, dass Andi furchtbar übel wurde und er sich sofort bei Aleksej hinlegen musste. Ich machte mir grosse Sorgen, mir ging es auch nicht sehr gut, ich hatte mich auch noch stark erkältet, und nun lagen wir beide halbwegs flach. Gottseidank hatten wir noch Michael und Claudia, mit denen wir unsere nächste Etappe der Zugfahrt bis nach Irkutsk antraten. Davon dann aber mehr im nächsten Reisebericht!
Am Baikalsee (23.09.2002)
Am Baikalsee (23.09.2002)
Irgendwie bekam ich langsam das Gefühl, auf den Zug gewissermassen "allergisch" zu sein. Jedesmal, wenn wir Zugfahren mussten, hatte ich ein Leiden. Diesmal war ich damit nicht alleine, Andi kämpfte mit seinem Brummschädel, den er sich bei der Geländewagenfahrt zugezogen hatte, und Michael war ebenfalls stark erkälten. Wir erreichten Irkutsk also mehr schlecht als recht nach einer Nachtfahrt mit dem Zug Nr. 88 ab Taischet. Nach ein paar Erledigungen in der Stadt fuhren wir mit dem öffentlichen Bus weiter nach Listwjanka. Die Strasse war erstaunlich gut, obwohl durch den heftigen Temperaturunterschiede zwar ziemlich uneben, wies sie so gut wie keine Schlaglöcher auf. Die Fahrt führte durch wunderschöne herbstliche Landschaft, Hügel rauf und wieder runter, und ab und zu hatte man fast das Gefühl, auf Amerikas Highways unterwegs zu sein. Doch die kleinen hübschen Dörfchen mit ihren Holzhäuschen wie aus dem Bilderbuch erinnerten uns sofort wieder daran, mitten in Sibirien zu sein.
Nach eineinhalb Stunden Fahrt erreichten wir Listwjanka und blicken das erste Mal auf den faszinierenden Baikalsee. Allerdings galt unser Hauptaugenmerk im Moment mehr darauf, so schnell wie möglich unsere Unterkunft zu finden, denn ich hatte mich heute schon genug verausgabt für meinen schlechten Gesundheitszustand.
Wir hatten Glück und kamen in einem herrlichen Holzhäuschen mit Cheminée bei Eliane unter, die uns die nächsten zwei Tage mit guter Nahrung und Banja aufpäppelte. So konnten wir doch noch das Limnologische Museum besuchen, dass sich mit der Flora und Fauna des Baikalsees beschäftigt, und liessen es uns auch nicht nehmen, das herrliche Wetter bei einem Spaziergang durch das Dorf zu geniessen. Heute war so ein wunderschöner Tag, die Sonne schien, es hatte mindestens 25 Grad, und ein sanfter Wind strich über unser Gesicht. Überall konnte man rasten, um die Faszination dieses wundersamen Sees in sich einwirken zu lassen.
In besserer Verfassung als bei unserer Ankunft verliessen wir das romantische Dörfchen wieder und fuhren mit unserem Chauffeur nach Irkutsk zurück. Hier mussten wir in ein anderes Fahrzeug umsteigen. Der neue Fahrer hiess Sascha und sollte uns auf die Insel Olchon bringen. Er sprach höchstens fünf Wörter deutsch, ansonsten konnte er nur russisch. Trotzdem war er uns sofort sympathisch. Nachdem er mit uns auf dem Schwarzmarkt seinen Benzintank gefüllt und sonstige Dinge erledigt hatte, konnte die Fahrt endlich losgehen. Auch die Strasse nach Olchon ist bis zum letzten Viertel in recht gutem Zustand und wir kamen zügig voran. Wir durchquerten geniale Waldlandschaften, die in ihren schönsten herbstlichen Farben leuchteten. Unterwegs machten wir eine kurze Pause bei einem Rastplatz, der uns durch die vielen Opfergaben an die Schamanen schon darauf aufmerksam machte, dass wir nun in dem Gebiet waren, in dem Burjaten leben.
Die Landschaft wurde immer karger, endlose Steppe löst den Wald ab. Ab und zu tauchte wieder ein kleines Dorf in der grossen Weite auf. Bald ging die Asphaltstrasse in eine Schotterpiste über. Staub und Wellblech minderte die Begeisterung für die Gegend ein wenig. Dann tauchte der Felsen von Olchon am Horizont auf. Doch wir waren noch lange nicht da, wir mussten noch ein ganzes Stück fahren, bis wir das Ende der Piste erreichten, von wo es nur noch per Fähre weitergeht.
Von dieser Fähre hatten wir schon allerlei gehört. Sie ist öfters mal defekt und eine Wartezeit von vier Stunden ist keine Seltenheit, bis man endlich auf die Insel rüberfahren kann. Die Fahrzeit mit dem Schiff dauert dann allerdings höchstens zehn Minuten, es ist beinahe ein Katzensprung, vielleicht ein oder zwei Kilometer im Maximum.
Es war vier Uhr nachmittags und wir waren etwa das dritte oder vierte Auto, dass hier auf das Schiff wartete. Wir richteten uns auf die lange Wartezeit ein. Doch bereits nach etwa einer halben Stunde tauchte die Fähre vor uns auf. Wow, das ist ja fast ein Wunder! Das wäre genial, wenn wir so schnell auf die Insel rüberkommen würden. Wir freuten uns leider zu früh. Denn was sich danach abspielte, dass tönt so unglaublich, das wir selbst daran zweifeln würden, hätten wir es nicht mit eigenen Augen gesehen. Ich will das ganze mal versuchen zu rekonstruieren. Der Hafen, in den die Fähre einlaufen sollte, befand sich in einer kleinen Bucht. Es gab zwei Anlegestellen, von wo auch die Fahrzeuge auf das Schiff gelangen können. Nun wunderten wir uns schon, wieso die Fähre nicht zu dieser Anlegestelle fuhr, sondern viel zu weit nach rechts ins nichts abdriftete. Dann stand sie da. Quer zwischen der Anlegestelle und der Weide für die Kühe. Wir fragten uns, was das ganze jetzt soll und wieso sie nicht umdreht. Wahrscheinlich ist wieder irgendetwas defekt, dachten wir. Die drei Autos, die auf der Fähre waren, fuhren ständig vor und zurück, was uns noch mehr Rätsel aufgab. Unser Chauffeur brachte uns dann die Lösung: Das Schiff ist auf Grund gelaufen! Es kommt nicht mehr vom Fleck, es steckt fest! Mit allem hatten wir gerechnet, aber mit dem nun wirklich nicht. Zwei Stunden vergingen, ohne dass sich das Schiff auch nur einen Millimeter bewegte. Inzwischen hatte sich schon eine ganz schöne Menschenmasse hier am Hafen versammelt. Darunter auch einige Polizisten, die uns vehement vom Filmen und Fotografieren abhalten wollten. Doch wir fanden immer wieder einen Winkel, in dem sie uns nicht sahen, und am Schluss erklärte ihnen Sascha, wir seien Journalisten und hätten das Recht zu fotografieren. Das mussten sie akzeptieren.
Später gehen wir weiter zu einem Aussichtspunkt, von wo man nochmals über das Kap aber auch über das Dorf und den dahintergelegenen Sandstrand blicken kann. Dort wollen wir nun etwas spazieren gehen. Gleich hinter dem Sandstrand gibt es einen herrlich kühlen Lärchenwald, dessen Boden mit Gräsern und Moosen bedeckt ist. Nachdem wir fast alle Filme verknipst haben, gehen wir zurück durch das romantische Dorf. Hier gibt es besonders viele Tiere, mindestens 3 x so viele wie Menschen hier leben. Nachts halten uns die Hunde mit ihrem Gebell, die Kühe mit ihrem Muhen und die Hähne mit ihrem Krähen beinahe vom Schlafen ab. Es ist halt etwas anderes, als den Lärm einer Autostrasse oder eines Zuges, man muss sich erst an diese biologischen Geräusche gewöhnen! Drei mal am Tag gibt es bei Nikita zu essen, und davon reichlich. Das Frühstück besteht aus einem Spiegelei, zwei Omeletten mit frischer Marmelade, Brot, Butter, Käse, Haferbrei und Schwarztee. Am Mittag gibt es Suppe, Kartoffeln, Fisch und Gemüse und das Nachtessen beginnt ebenfalls mit Suppe, daneben gibt es verschiedene Salate und weiteres Gemüse und einer weiteren heissen Mahlzeit und einem Dessert. Um das viele Essen zu verdauen, kann man sich in die heisse Banja setzen, dort nach belieben schwitzen und sich mit heissem Wasser waschen, solange es einem beliebt. Nach Einbruch der Dunkelheit wird bei schönem Wetter das Lagerfeuer entzündet, bei dem sich alle z6usammenfinden und den schönen Abend unter dem klaren Sternenhimmel geniessen.In unserem Blockhaus gibt es im unteren Stock zwei gemütliche Zimmer, die sich eine Waschgelegenheit und die Biotoilette im Haus drin teilen. Das funktioniert sehr gut und endlich müssen wir nicht mehr in die Kälte raus, um unsere "Geschäfte" zu verrichten. Am Abend kommt eine der hübschen Frauen, die wir am Hafen gesehen hatten, in unser Lager und fragt, ob jemand eine Massage haben möchte. Für 100 Rubel bietet sie diese für eine Dauer von 30 Minuten an. Nach der Banja genau das richtige und ich sage spontan zu. Sie kommt in unser Zimmer und massiert mir eine halbe Stunde lang den Rücken. Sie hat eine sehr starke Ausstrahlung und macht ihre Arbeit sehr gut. Wellness-Ferien für einen kleinen Preis sind das, man sollte wirklich zwei Wochen bleiben können, dann wäre man wohl ein neugeborener Mensch. Alles wird hier biologisch und mit Naturheilmitteln etc. gemacht und die Kenntnisse von den Kräften der Natur sind noch allesamt vorhanden. Man könnte noch viel lernen von diesen Leuten.Am zweiten Tag in Olchon entscheiden wir uns spontan, an einem Ausflug teilzunehmen. Wir wollen zum Norden der Insel fahren, die Gesamtlänge der Strecke beträgt rund 80 Kilometer. Nikita arbeitet sehr eng mit der Dorfbevölkerung zusammen, und beinahe jeder Einheimische bekommt immer mal wieder einen Auftrag von ihm. So organisiert er heute spontan einen Chauffeur für unsere Gruppe von 10 Touristen. Es ist aber kein Minibus mehr zu finden und wir fahren auf der Bridge eines Lastwagens mit. Nikita versichert sich etwa 10 mal, dass wir alle warm genug angezogen sind und gibt uns noch einen Sack mit Wollmützen mit.Die Route führt durch sämtliche Landschaftsformen, welche die Insel aufweist, von Wanderdünen zur Steppenlandschaft bis hin zum schönen Lärchenwald. Ab und zu kommen wir an einer kleinen Siedlung vorbei, viele Häuser sind aber auch verlassen. Die Piste wird zunehmends schlechter, wenn nicht sogar katastrophal. Zum Glück ist unser LKW äusserst geländegängig und meistert die hohen Anforderungen mit Bravour. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns möglichst gut festzuhalten. Es geht steil bergan. Der Fahrer muss mit äusserster Genauigkeit zwischen dem Fahrweg und den tiefen Rinnen der Holztransporter navigieren. Wenn es geregnet hat, ist es fast unmöglich, hier durchzukommen. Doch wir haben Glück und die Sonne scheint auch heute den ganzen Tag. So erreichen wir völlig durchgeschüttelt die Tascheransk-Steppe. Hier gibt es viele kleine Hügel, auf denen malerische Steine verstreut liegen, vereinzelt sieht man auch krumme, verkrüppelte Bäume. Fast 8 Kilometer lang führt unser Weg durch diese Landschaft. Dann biegen wir zum Ufer hin ab und machen Halt an der Felsengruppe mit dem Namen "Drei Brüder". Drei grosse Felsen stehen hier abgesondert vor der Steilküste. Von hier aus ist bereits das Kap Choboi mit seinem unverwechselbaren rechteckigen Felsen zu sehen. Ihm verdankt es den Namen "Choboi" (Burjatisch für "Stosszahn"). Es ist unsere nächste Station. Wir fahren einen steilen Abhang hinunter zum Halteplatz. Von da geht es die letzten 500 Meter zu Fuss bis zum äussersten Punkt des Kaps, den nördlichsten Punkt der Insel. Vom Wasser her hat das Kap Ähnlichkeit mit einer Frau im Profil. Auch hierzu gibt es wieder eine Geschichte. Auf dem Fussweg entdecken wir sehr viele seltene Pflanzen. Vom Kap aus bietet sich ein herrlicher Blick sowohl über das "kleine Meer" als auch auf das zur anderen Seite gelegene "grosse Meer" (bolschoe more). Es gibt am Baikalsee eine Reihe von Orten, denen besondere Kräfte zugesprochen werden und die im Volksglauben verehrt werden. Das Kap Choboi ist einer der bekanntesten von ihnen und gilt bei den Burjaten als heilig. Man sollte von solch einem Platz nichts mitnehmen. Im Gegenteil ist es üblich, neben dem hölzernen Pfahl irgendetwas zurückzulassen: eine Münze, eine Zigarette, ein Bonbon. Man kann auch einen Stoffstreifen anbinden, auf diese Weise wird der Pfahl im Laufe des Sommers besonders bunt.
Nach dem Kap Choboi machen wir drei Kilometer weiter noch einmal Halt in einer herrlichen Bucht. Hier steht ein Vermessungsturm, von dem aus sich ein wunderschöner Blick auf das "Grosse Meer" und die felsige Steilküste bietet, die teilweise 40 Meter tief zum Wasser hin abfällt und so typisch ist für diesen nördlichen Teil der Insel. In dieser Bucht gibt es ein wunderschönes, winzig kleines Fischerdörfchen mit lauter bunten Holzhäusern. Der Strand besteht aus runden Steinen und kristallklarem Wasser. Nur wenige Meter dahinter befindet sich in der harmonischen Steppenlandschaft noch ein kleiner See.An diesem herrlichen Ort machen wir nun unser Picknick. Wir haben grosses Glück und ein Burjate treibt auf seinem Pferd gerade in diesem Moment die grösste Schafherde der Insel quer durch das Tal auf uns zu. Er trägt an seiner Hand so etwas wie eine Schnur mit vielen Dosendeckeln, mit der er laute Geräusche macht und dazu schrille Rufe ausstösst. In wildem Galopp reitet er an uns vorbei, die Mähne des Pferdes und seine Kleider flattern im Wind. Die Kolonne der Schafe hört nicht mehr auf, so weit das Auge reicht bedecken sie die weite Steppe. Er treibt sie direkt auf den Baikalsee zu und sie belagern das Ufer in windeseile. Genüsslich trinken sie von dem köstlichen Nass und machen dann wieder Platz für die nächsten durstigen Schafe. Wir sitzen mitten in dem Schauspiel drin und sind natürlich begeistert. Auch ein Fischerboot ist noch in unserer Nähe, und der Hirte gesellt sich zu den Fischern. Die Schafe tummeln sich in der Bucht einige Zeit, später kehren sie wieder ins Landesinnere zurück.Inzwischen ist auch unser Picknick fertig geworden. Es gibt Fischsuppe mit Teigwaren, dazu Brot mit Kürbisparfait, ein paar Apfelschnitze und zum Dessert Tee und Kekse. Langsam heisst es dann zusammenräumen und zurückzufahren, denn es liegt noch ein weiter Weg vor uns und der Tag neigt sich langsam seinem Ende entgegen.
Am nächsten Tag heisst es dann bereits wieder Abschied nehmen von diesem herrlichen Ort. Das ist der grosse Nachteil, wenn man im Voraus alles so genau festlegen muss. Man kann nicht einfach nach Lust und Laune mal länger bleiben oder mal was anderes machen, man ist gebunden. Vielleicht hätten wir es zwar hingekriegt, den Inselaufenthalt auf Kosten der Mongolei zu verlängern, doch unser Visa läuft ebenfalls genau an dem Tage aus, an dem wir plangemäss Russland verlassen sollten. Und da es hier auf Olchon weder ein Telefon noch Strom oder sonst was gibt, besteht auch keine Chance, irgendetwas zu arrangieren.
Zusammen mit 4 anderen Touristen fuhren wir mit einem Minibus von Nikita nach Irkutsk zurück. Diesmal funktionierte sogar die Fähre und es gab keine Zwischenfälle. Ab und zu machten wir mal eine Rast und konnten uns am Mittag auch in einer kleinen Raststätte verpflegen. Etwas mehr Mühe bereitete es uns, zu unserer Gastfamilie zu kommen. Normalerweise hätten wir mit dem regulären Bus zurückfahren sollen. Doch dieser hatte genau in dieser Woche den Fahrplan geändert und fuhr an diesem Tag gar nicht. So klappte es nicht mit dem Transfer und wir gingen auf eigene Faust zum Haus der Gastfamilie. Sie waren ziemlich überrascht, uns hier zu sehen, denn als sie uns abholen wollten, hiess es, heute komme ja gar kein Bus aus Olchon an. Na ja, nun waren wir ja da und konnten uns wohnlich einrichten. In Irkutsk wollen wir nun noch alle möglichen Dinge erledigen, bevor wir unsere nächste Etappe in die Mongolei starten werde
So nicht!
Der See ist nur 1 Minute vom Gästehaus entfernt und wir verbringen viele Stunden an seinen Ufern. Was mich jedoch sehr stört und nachdenklich stimmt, sind die vielen Abfälle welche die Touristen hinterlassen. Petflaschen im See, Vodka- und andere Flaschen am Ufer. Wir starten eine kleine Aufräumaktion um wenigstens vorläufig etwas zu verbessern. Wie soll das bloss weitergehen? Soll ich überhaupt noch unsere Kunden hierherschicken, oder sollte man lieber fernbleiben um nicht noch mehr zu zerstören?- Doch, ich denke wir sollten hinfahren und mit unserem Schweizer Know-How helfen etwas zu verbessern.
In meinem Kopf reifen Ideen für Umweltprojekte, und einige sind auch schon zu Papier gebracht. Es darf einfach nicht sein, dass der Brunnen unseres Planeten in Schutt und Asche untergeht! Ich möchte auch meinen Enkelkindern noch diesen herrlichen Ort in seiner ursprünglichen Form zeigen können, als heiliges Meer wie es seit Jahrtausenden besteht! Wenn jemand ebenfalls Ideen zum Schutz des Baikalsees hat, dann meldet Euch bitte bei uns!
Mongolia - The Great Adventure (07.10.2002)
Wir haben es geschafft und den grössten Teil unseres Mongolei-Abenteuers unbeschadet überstanden! Soeben sind wir in die Hauptstadt zurückgekehrt, von wo aus wir noch einige weitere Abstecher unternehmen werden. Aber beginnen wir doch von vorne:
Nach einem äusserst langweiligen Grenzübertritt von Russland in die Mongolei (wir standen fast den ganzen Tag mit dem Zug auf dem Abstellgleis, keine Toilette, die Hälfte der Zeit kein Zutritt zur Raucher-Ecke...), sind wir am 28. September frühmorgens in Ulan Bator angekommen. Bereits schon während Zugfahrt haben wir gemerkt, dass dies eine ganz andere, fremde Welt ist. Absolut nicht zu vergleichen mit Russland, obwohl der landschaftliche Übergang eigentlich fliessend von sich geht. Schon auf den ersten Zug-Kilometern tauchen vereinzelt Jurten vor uns auf, und auch mitten in der Hauptstadt sind sie zwischen den grossen Hochhäusern zu finden und keine Seltenheit. Das Chaos am Bahnhof ist beängstigend und wir sind froh, dass uns die Leute von Ecotravel dort in Empfang nehmen. Alleine wären wir wohl etwas verloren gewesen in diesem Gerangel. Den ersten Tag in Ulan Bator nutzen wir denn auch, uns ein wenig einzugewöhnen. Wir wohnen in einem hübschen Appartement im Stadtzentrum und werden zum Mittagessen von unserem Tour-Operator abgeholt. Nach einem kleinen Stadtrundgang und der Besprechung unserer Tour treffen wir unseren Koch, der für die nächsten Tage für unsere Verpflegung sorgen wird. Zusammen gehen wir zum Markt, um die Lebensmittel einzukaufen. Schon dies ist ziemlich abenteuerlich. Gibt es zwar einige Marktstände mit sehr vielen westlichen Waren, werden jedoch in einem anderen Teil des Marktes riesige Fleischstücke einfach so auf einer Theke präsentiert. Nach einiger Zeit haben wir die Lebensmittel für die Tour bereitgestellt und machen uns daran, unsere persönlichen Sachen zu packen.Pünktlich am nächsten Morgen um 8.30 Uhr steht der russische Jeep mit Fahrer, Koch und Führer vor unserem Appartement bereit. Der Innenraum wird bis auf den letzten Zentimeter genutzt, um all das Gepäck von uns fünf Leuten unterzubringen. Dann geht es los. Nach etwa einer halben Stunde haben wir Ulan Bator verlassen und fahren durch weite trockene Steppenlandschaft. Bald ist die Teerstrasse zu Ende und es geht nur noch auf harten, staubigen Pisten weiter in den Süden. Bis nach Dalanzadgad, dem Ausgangspunkt für die Gobi-Wüste, sind es rund 520 Kilometer. Wir teilen die Strecke in zwei Etappen und übernachten unterwegs an einem hübschen kleinen See, an dem auch ein paar Pferde weiden. Unser Lager ist in kurzer Zeit sehr professionell aufgebaut. Wir haben zwei Zelte dabei und allerlei Kochutensilien, womit der Koch uns immer wieder neue Kreationen seiner nahrhaften Menüs zubereitet.Mitten in der Nacht werden wir unsanft geweckt, als ein heftiger Sturm aufzieht und unser Zelt wegzureissen droht. Mit über 100 km/h fegt der Sandsturm über uns hinweg und wir versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Schlaf ist keiner mehr zu finden und wir sind froh, als es endlich hell wird und wir die Nacht überstanden haben.Auch den ganzen Tag über hört der Sturm nicht auf. Wir sind schon in der Halbwüste, und der Sand beeinträchtigt unsere Sicht erheblich. An Zelten ist heute gar nicht zu denken und wir entscheiden uns, uns in einem Jurten-Camp am Rande des Gurvan Saykhan-Nationalparks in Sicherheit zu bringen. Endlich können wir hier auch eine Jurte von Innen sehen und sogar darin schlafen. Sie ist sehr gemütlich eingerichtet und der traditionelle Holzofen heizt so stark, dass wir im T-Shirt herumlaufen können, obwohl es draussen in der Nacht schon empfindlich kühl geworden ist.Am nächsten Tag steht unser erstes Highlight bevor: wir fahren in den Gurvan Saykhan-Nationalpark, der ein Stück der Gobi unter Schutz stellt. Hier gibt es eine Schlucht, welche die meiste Zeit des Jahres mit Eis bedeckt ist. Die Landschaft ist atemberaubend, links und rechts ragen zerklüftete Berge gen Himmel empor, in der Mitte führt eine schmale Piste weit hinein in das wunderbare Tal. Ab und zu treffen wir wieder auf Nomaden und unsere Begleiter informieren sich über den aktuellen Pistenzustand. Das letzte Stück gehen wir zu Fuss. Tatsächlich finden wir noch ein paar Eiszapfen mitten in der Wüste.Der nächste Tag beschert uns schon wieder einen Sandsturm, diesmal ist die Sicht jedoch so schlecht, dass wir in einem kleinen Dorf mitten in der Wüste anhalten und Schutz in einem Steinhaus bei einer Familie suchen müssen. Der Sturm hört nicht auf und wir müssen unbedingt weiter. Vorsichtig suchen wir unseren Weg. Man sieht kaum einen Meter weit. Erst gegen Abend und einige Kilometer weiter nördlich bessert sich die Lage. Allerdings ziehen dunkle, riesige Wolken am Himmel auf und ein Nomade warnt unsere Führer vor einem aufziehenden Schneesturm, der heute nacht über das Land hinwegziehen soll. Aus diesem Grund wollen sie probieren, zwei Tagesetappen in einer unterzubringen und nach Möglichkeit direkt bis Karakorum durchzufahren. Dies würde allerdings wohl bis Mitternacht dauern, und kaum ist die Sonne untergegangen, wird die Orientierung fast unmöglich. Man verbraucht viel zu viel Zeit, die richtige Piste zu finden und es ist auch viel zu gefährlich. Dennoch müssen wir noch weiter. Gegen 21 Uhr entscheiden wir uns, bei der nächsten Familie um Unterkunft zu bitten. An einer Strassenkreuzung treffen wir auf ein paar Jurten, welche schon etwas moderner sogar mit TV ausgestattet sind. Die Familie gewährt uns Unterkunft und wir sind gottenfroh darüber, denn inzwischen hat der Schneesturm bereits eingesetzt. Die Familie serviert uns sogar ein reichhaltiges Nachtessen und endlich können wir uns zum Schlafen hinlegen. Es ist bitterkalt, freiwillig geht niemand mehr nach draussen. Am nächsten Morgen ist das ganze Land unter einer dicken Eis- und Schneeschicht bedeckt, es hat rund minus 15 Grad und der Fahrer musste jede Stunde den Motor des Autos anlassen, damit nicht alles einfriert. Ein Reifen hat aber trotzdem die Luft verloren und nun muss in diesen Temperaturen noch das Rad gewechselt werden. Die Tiere ziehen mit eingefrorenen Fellen und Eiszäpfen an den Haaren durch das weisse Land und versuchen, ein paar Gräser unter dem Eis auszugraben. Wir sind froh um unsere dicksten Kleider, die uns ganz knapp genügend zu wärmen vermögen. Schlimm ist allerdings die Weiterfahrt nach Karakorum. Sie führt über hohe Berge und ein Plateau mit einer komplett zugeschneiten und vereisten Piste. Zweimal kommen wir von der Strasse ab, der Wagen rutscht den Berg hinunter. Ich habe mich unter meiner Jacke vergraben und kann nur noch beten, dass wir das überleben. Unterwegs treffen wir zwei Frauen, die letzte Nacht mitten in der Eiswüste eine Panne erlitten haben und hier draussen übernachten mussten. Ab und zu gibt es noch Jurten. Autos fahren kaum mehr, es ist einfach zu gefährlich. Auch die Teerstrasse zwischen Karakorum und Ulan Bator ist blockiert. Nichts geht mehr. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als Karakorum zu erreichen und eine Unterkunft zu suchen, evt. müssen wir sogar länger bleiben, bis die Strasse wieder frei ist. Nach vier Stunden Horrorfahrt erreichen wir ein Camp, das eigentlich schon geschlossen ist. Um diese Jahreszeit gibt es hier keine Touristen mehr. Doch für uns machen sie eine Ausnahme und wir können in eine warme Jurte flüchten. Alle sind froh, dass wir das überstanden haben.Das berühmte Kloster Erdene Zuu ist auch nur in Grautöne gehüllt und nur die Innenräume lohnen sich heute anzusehen. Trotzdem unternehmen wir noch diesen und jenen Abstecher, bevor wir ins Camp zurückkehren.In der Nacht verziehen sich die Wolken und der wunderbare Sternenhimmel kommt wieder hervor und gibt uns ein wenig Hoffnung für den kommenden Tag. Tatsächlich scheint am letzten Tag die Sonne und gegen Mittag beginnt das Eis ein wenig zu tauen. Wir können die 390 Kilometer lange Rückfahrt antreten. Der grösste Teil der Strasse ist schneefrei, nur ab und zu ist sie mit dickem Matsch bedeckt. Ein weiteres Mal schleudert unser Auto und wir fahren in den Graben. Die Geländereifen sind einfach nicht für den tiefen eisigen Schnee gemacht. Unserem Fahrer wollen wir trotzdem ein Lob aussprechen, er hat all diese schwierigen Situationen mit viel Geduld und Feingefühl gemeistert und uns sicher und wohlbehalten nach Ulan Bator zurückgebracht. Alle sind glücklich, dass wir das Abenteuer unbeschadet überstanden haben. Wir sehen inzwischen aus wie die letzten Menschen, voller Sand und Schmutz und sind froh, uns endlich mal wieder richtig waschen zu können. Dennoch würden wir sofort wieder mit diesem Team losziehen, um neue Abenteuer zu erleben - es war ganz einfach genial!
Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Ulan Bator heisst es definitiv Abschied zu nehmen von der Mongolei. Während unserer letzten Zugfahrt mit der Transmongolischen Eisenbahn nach Peking ziehen noch einmal die endlosen Steppen- und Wüstenlandschaften dieses eindrücklichen Landes an uns vorbei. Dann tauchen wir ein in eine andere Welt, Asien wie aus dem Bilderbuch kommt nun zum Vorschein. Im Norden Chinas gibt es noch viele kleine Dörfer, unzählige Felder, auf denen die Menschen mit der Ernte beschäftigt sind, und auch viele Berge. Riesig ist der Unterschied, wie nun plötzlich alles grün ist, im Gegensatz zur Mongolei, wo Brauntöne vorherrschten. Ab und zu taucht auch ein Stück der Grossen Mauer vor unserem Zugfenster auf, und bei Badaling, wo die meisten Touristen hinfahren, läuft die Zuglinie sehr nahe an dem Weltwunder vorbei.Dann stehen wir mitten in Peking, mit Sack und Pack und nun ohne Transfer oder sonstigem Komfort. Wir haben trotz ortskundigem Taxichauffeur die grösste Mühe, unser Hotel zu finden. Er lädt uns mitten in der belebtesten Altstadt aus und jeder, den wir fragen, weist uns in eine andere Richtung. Nach rund einer Stunde herumirren wollen wir schon aufgeben und ein anderes Zimmer suchen, als uns ein freundlicher junger Chinese beteuert, er kenne das Hotel und bringe uns hin. Tatsächlich klappt es nun endlich und völlig entkräftet von dem ganzen Geschleppe erreichen wir endlich unsere Unterkunft, genau am anderen Ende der Strasse. Ohne Gepäck lässt sich diese wirklich geniessen, es ist unglaublich, was es hier alles zu sehen gibt. Wir können uns gar nicht satt sehen an der Exotik, die uns hier geboten wird. In jedem Winkel, und sei er auch noch so klein, ist irgendein Geschäft untergebracht. Es wird alles verkauft, was man sich überhaupt nur vorstellen kann. Angefangen von Lebensmitteln über Kleider bis zu gegrillten Entenköpfen, blinkendem und piepsendem Spielzeug, Räucherstäbchen, Teekräuter, Fahrräder und Zubehör, und vieles mehr. An jeder Ecke wirbt ein Restaurant für seine Speisen. Viele Geschäfte sind durch die hübschen roten chinesischen Laternen verziert, die die ganze Gasse in ein romantisches Licht tauchen. Überall raucht und riecht es, Menschenmassen und Velofahrer mit dem halben Hausrat dabei wechseln sich ab. Es ist unmöglich, das alles auf einmal mit dem Auge und dem Verstand zu erfassen. Wir lassen uns mitreissen von dem bunten Treiben und stehen irgendwann einmal bereits auf dem Tjanmen-Platz, dem Platz des Himmlischen Friedens. Er ist der grösste Platz der Welt und hat eine langjährige Geschichte. Wir sind überwältigt von all den Eindrücken, die uns die Stadt in so kurzer Zeit bietet.Am nächsten Tag wollen wir die Grosse Mauer besteigen und die Ming-Gräber besuchen und entscheiden uns für eine Bustour, die von unserem Hotel aus startet. Dadurch können wir Zeit sparen, denken wir jedenfalls. Doch es war die falsche Entscheidung. Bei der Mauer hält es sich mit der Zeit und den Touristen noch in Grenzen (da wir auf der rechten Seite hochgehen, denn links ist es schlimmer als in einem Ameisenhaufen), aber als wir erfahren müssen, dass wir anstatt die Steinfiguren bei den Ming-Gräbern eine Apotheke besuchen, welche den Touristen Pillen verkauft, und auch am Morgen schon in einer Jade-Fabrik Zeit verloren haben, wird es uns doch zu bunt. Auch den anderen Individualtouristen, die die gleiche Entscheidung wie wir getroffen haben, ist es langsam zu blöd. Aber wir haben keine andere Wahl, wenn wir überhaupt noch etwas von den Gräbern sehen wollen, müssen wir mit zum Dingling Grab, genau demjenigen der insgesamt etwa 14 Gräbern, welches von Touristen am meisten frequentiert wird. Noch nie in unserem Leben haben wir so ein Gedränge und ein Chaos gesehen, für Leute mit Platzangst wohl definitiv der Alptraum und für Individualisten auch, wenn man ständig einem Typ mit einer Fahne nachlaufen muss, der dafür sorgt, dass eine Gruppe beisammen bleibt. Diesen Tag hätte ich am liebsten aus meinem Gedächtnis gestrichen, so genervt war ich am Schluss. Da war der letzte Tag in Peking schon etwas besser, wo wir wieder auf eigene Faust den Himmelstempel und die Verbotene Stadt besuchten. Aber es sei trotzdem niemandem angeraten, während der Hauptreisezeit im Oktober hierher zu kommen, es sei denn, er möchte von Touristen nur so überrannt werden und für alles viel zu hohe Preise zu bezahlen. Das Tüpfchen auf dem i machte dann noch die Mitteilung, dass es mit der Buchung unserer Zugtickets nach Shanghai nicht geklappt habe und wir nicht wie geplant weiterreisen können, da alles restlos ausverkauft sei. Höchstens Stehplätze für die 15stündige Fahrt wären noch zu haben. Wir setzen alles in Bewegung und schaffen es mit Hilfe einer deutschsprachigen Frau von einem Reisebüro, ein Bett im Nachtbus zu erwischen, was eigentlich gar nicht schlecht tönte. Wir waren wohl einfach etwas zu ungeduldig und hatten zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, so ärgerte es uns auch, dass der Bus etwa mit drei Stunden Verspätung in Shanghai ankam. D. h. anstatt um 10 Uhr morgens erst am Nachmittag. Und da wir so kurzfristig Tickets bekommen hatten, hatten wir nicht gerade die besten Plätze. Man konnte wirklich nur liegen und das Bett hatte vielleicht eine Breite von 60 Zentimetern. Völlig verkrüppelt erreichen wir Shanghai, eine äusserst moderne Stadt, wo es nun wenigstens mit dem Hotel reibungslos funktioniert. Auch die Schiffstickets bekommen wir problemlos und das Schiff legt pünktlich im Hafen von Shanghai ab, um nach Japan hinüber zu fahren. Wir haben eine schöne Kabine und das Schiff verfügt (ausgenommen Restaurant) über gute Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Die 48 Stunden vergehen wie im Fluge und die Überfahrt ist herrlich.In Japan sind wir sofort wieder glücklich, ganz ein anderes Volk, ganz andere Begebenheiten. Obwohl es ziemlich teuer ist, bekommt man hier fürs Geld die entsprechende Leistung. Die Leute sind wahnsinnig freundlich und unternehmen alles, um einem zu helfen. Die Kultur ist wahnsinnig exotisch und interessant. Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren einwandfrei und erlauben ein rasantes Fortbewegen. Bereits eine Stunde nach Verlassen des Schiffes in Osaka stehen wir in Kyoto im Hotel, viel zu früh, um einzuchecken! Das Gepäck können wir aber deponieren und fünf Minuten später befinden wir uns schon auf einer Rundfahrt durch die Stadt mit einem öffentlichen Bus. Wir besuchen viele verschiedene Tempel und Schreine, die wirklich eine besondere Atmosphäre ausstrahlen. Im Gegensatz zu der alten Kultur steht der neue Konsumrausch und die grellen, endlosen Einkaufsstrassen, in denen es viele schöne Güter zu erstehen gibt. Die Luft in der Stadt ist angenehm und überall gibt es grüne Oasen, Gärten der Ruhe und Erholung. Hier könnte man wohl wochenlang bleiben, ohne dass es einem verleiden würde. Alles ist herrlich angenehm.Doch unsere Reise neigt sich leider langsam ihrem Ende entgegen und wir reisen weiter Richtung Tokyo. Unterwegs machen wir aber noch einen Abstecher in die Region um den Mount Fuji, den berühmtesten Berg Japans, der von schöner Landschaft und hübschen Ortschaften umgeben ist. In einem typisch japanischen Hotel kommen wir unter. Das Zimmer ist mit Strohmatten ausgelegt, in der Mitte gibt es nur einen Tisch, sonst nichts. Zum Schlafen legt man Matten auf den Fussboden. Im Haus gibt es ein Bad, das mit kochend heissem Wasser gefüllt ist und der Entspannung dient. Hier geniessen wir zum ersten Mal auch ein richtig reichhaltiges japanisches Nachtessen in einem hübschen kleinen Restaurant, das auch von Einheimischen stark frequentiert wird. Das Essen ist so speziell wie das Land und seine Bewohner, aber absolut einwandfrei.Tokyo ist dann die Endstation unserer Reise auf dem Landweg nach Japan. Es empfängt uns mit Regenwetter, eigentlich genau dem richtigen, um die endlosen Shopping-Möglichkeiten voll auszuschöpfen! Es ist absolut unglaublich, was es hier alles zu kaufen gibt und man muss regelrecht aufpassen, nicht dem Kaufrausch zu verfallen. Ganze Stadtteile bieten Elektronikgeräte wie Computer, Digitalkameras und die neuesten Handys an. An anderen Orten kann man sich an Kleidern, Haushaltsartikel und Süssigkeiten gar nicht mehr sattsehen. Ein Highlight ist auf jeden Fall der Besuch des grössten Fischmarktes der Welt, der bereits morgens um 2 Uhr losgeht, wenn die Händler ihre Ware anliefern und für die tausenden von Kunden bereitstellen. Morgens um 5 Uhr stehen ganze Kolonnen von Lastwagen da, die den frischen Fang an Grosshändler verteilen. Auch wir stürzen uns mitten in das Gewühl aus zum Teil noch lebendigen Fischen und Meeresfrüchten, schauen hier und dort und müssen aufpassen, dass wir nirgends im Wege stehen, denn der ganze Handel geht mit enormer Geschwindigkeit von sich. Wir besuchen noch all die verschiedenen interessanten Stadtteile mit ihren Sehenswürdigkeiten, bevor wir bei einem traditionellen japanischen Nachtessen langsam Abschied nehmen von diesem lieblichen Land und damit auch unserer Reise ein Ende bereiten.